Geschichte

Gründung der Feuerwehr Rheinbrohl

1897 beschäftigte sich zum ersten Mal der Gemeinderat mit der Aufstellung einer Freiwilligen Feuerwehr. Hierbei wurde der Turnverein durch den Gemeinderat beauftragt eine Feuerwehr zu gründen. 2 Jahre herrschte Stillschweigen in dieser Angelegenheit. Es schien so als ob man sich, wie auch in den Jahren zuvor, mit der Fabrikfeuerwehr der Hilgers AG arrangiert hatte. Denn die geforderten Wahlen zu einer Pflichtwahl wurden 1899 abgelehnt, mit dem Hinweis auf ein Abkommen der Fabrikfeuerwehr.

Im Januar 1900 wurde dann unsere Feuerwehr gegründet. Sie bestand aus 20 freiwilligen Männern und 17 Männern die verpflichtet wurden. Die Männer begannen nun fleißig mit den vorhandenen Geräten zu üben, so dass bald eine Schlagkräftige Feuerwehr zur Verfügung stand.

In den folgenden Jahren bekam die Feuerwehr immer mehr Ausrüstung, wie z.B. Schläuche, Uniformen usw. Im Jahre 1927 bekam man eine ausziehbare Leiter hinzu, welche verfahrbar war. Diese wurde benötigt um die höchsten Dächer von Rheinbrohl zu erreichen. Die Leiter war bis nach dem 2. Weltkrieg im Einsatz bis sie ausgemustert wurde.

Unheilvoller Streit unter den Kameraden

Im Jahre 1922 ging ein schwerer interner Streit fast an die Substanz unserer Feuerwehr. Es drehte sich um gewisse, aus heutiger Sicht banale Vorgänge anlässlich einer Fastnachtsveranstaltung, die zu heftigsten Vorwürfen gegen den damaligen Brandmeister Franz Esser ausarteten. Die Folge war, dass Brandmeister Esser am 28. März sein Amt niederlegte und mit ihm ein Teil aus der Feuerwehr austraten. Der Gemeinderat reagierte schnell und ernannte am gleichen Tag noch Julius Röttgen zum neuen Brandmeister mit der Aufgabe die Wehr wieder zusammenzuführen.

In diesem Zusammenhang wird auch der Verlust der älteren feuerwehrinternen Aufzeichnungen gebracht, die für immer verloren sind. Das ist aber nicht bewiesen, es spricht auch vieles dafür dass diese Berichte im Bombardement auf Rheinbrohl am Schluss des zweiten Weltkrieges verloren gingen. Erst 1926 setzten solche vereinsinternen Notizen wieder ein.

Beginn des 2. Weltkrieges

1938 wurde die Feuerwehr Rheinbrohl, wie auch die alle anderen Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren, per Gesetz aufgelöst und aus ihnen die Feuerschutzpolizei als Hilfspolizeitruppe gebildet. Diese Organisation blieb bis Kriegsende.

1942 waren fast alle wehrfähigen Männer zum Kriegsdienst eingezogen, so dass die Feuerschutzpolizei nur noch aus Alterskameraden bestand. Zur effektiven Verstärkung dieser älteren Kameraden zog man nun die ganz jungen, die über 14 Jahre alt waren mit heran. Zusammen gründete man eine Feuerwehrschar, die die Brandbekämpfung übernahmen. Durch diese Maßnahme konnte in Rheinbrohl vermieden werden, dass Junge Frauen, wie andernorts vielfach geschehen, zur Feuerwehr verpflichtet wurden.

Brandgeschehen bis zum Ende des zweiten Weltkrieges

Rheinbrohl blieb in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg von wesentlich größeren Bränden verschont. So wurden eigentlich nur zwei größere Brände aufgezeichnet.

Am 16. Mai 1931 rief der Gastwirt Johann Görgen vom Gasthof „Zum Römer“ an der Hauptstraße die Feuerwehr zu seinem Lokal. Als die Wehr dort ankam, stand der „Römersaal“ voll in Flammen. Trotz intensivstem Einsatz der Mannschaft konnte Rheinbrohl größter Saalbau nicht gerettet werden und brannte vollkommen bis auf die Grundmauern aus. Er konnte erst nach dreißig Jahren in den sechziger Jahren neu erbaut werden.

9. November 1938, ein Ruf hallte durch Rheinbrohl: “ Die Synagoge brennt!“ Die ersten Feuerwehrleute eilten zum Spritzenhaus und schafften Schläuche und Gerätschaften heran. Als man mit den Löscharbeiten beginnen wollte, traf der Wehrführer an der Einsatzstelle ein. Er hatte eine schwerwiegende Instruktion erhalten. Er musste seinen Leuten befehlen nur die Umliegenden Gebäude zu schützen und nicht den Brandherd direkt anzugehen. Unter den Augen der fassungslosen Kameraden brannte das Gotteshaus völlig aus. Anschließend saß man beisammen und machte dem Wehrführer heftige Vorwürfe. Dieser hatte aber nur auf höhere Anweisung gehandelt. Somit wurde dieser Tag nicht nur zu einem schwarzen Tag für unsere jüdischen Mitbürger sondern auch für die Feuerwehrleute.

Neuanfang nach dem Kriege

Die Brandbekämpfung erfolgte unmittelbar nach dem Krieg durch beauftragte der Besatzungsmacht bzw. durch die von ihnen ernannten Gemeindeverwaltungen. Erst Januar 1947 bildete sich auch wieder eine Rheinbrohler Wehr. 21 Männer verpflichteten sich an diesem Tage, als erster Wehrführer nach dem Krieg wurde Nikolaus Kurtscheid gewählt. In den folgenden Jahren wurden die Gerätschaften wieder betriebsbereit gemacht. Pünktlich zum 50 jährigen Bestehen der Feuerwehr Rheinbrohl wurde ihr im Rahmen des ersten Kreisdelegiertentages des Kreises Neuwied übergeben, gleichzeitig konnte die Wehr eine neue Motorspritze übernehmen.

Hemmend wirkte sich die noch primitive Ausrüstung auf die Arbeit der Feuerwehr aus. So brannte es 1950 in Arienheller auf Gut Rennenberg. Nach der Alarmierung packten die Wehrleute ihre noch eisenbereiften Wagen mit den Pumpen, Schläuchen und Geräten und im Laufschritt wurden diese im Mannschaftszug nach Arienheller geschafft. Nach ihrer Ankunft waren die Männer derart ausgepumpt, dass sie anfangs kaum ihre Arbeit aufnehmen konnte. Der Löscherfolg war demgemäß äußerst gering.

Die Modernisierung der Wehr

Nach und nach wurde die Ausstattung der Feuerwehr Rheinbrohl aufgestockt und verbessert. Zum 60 jährigen Jubiläum konnte endlich mit einem eigenen Feuerwagen ausgerüstet werden. Somit wurde die Einsatzmöglichkeit der Wehr, auch für die Außenbereiche, entscheidend verbessert.

1973 erhielt die Feuerwehr ihr zweites Feuerfahrzeug, ein weiteres Tragkraftspritzenfahrzeug. 1983 folgte dann noch ein Tanklöschfahrzeug, welches vom Typ Unimog TLF8 war. Dieses Fahrzeug war besonders für Waldbrände geeignet,

Durch die Vergrößerung des Fuhrparks wurde das alte Feuerwehrhaus zu klein und eine Vergrößerung oder ein Neubau wurde unumgänglich. So wurde ein Jahr später mit dem Bau eines neuen Gerätehauses begonnen, wiederum ein Jahr später bezogen.

1986 war das erste Rheinbrohler Feuerwehrfahrzeug derart altersschwach, dass es durch ein neues Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche ersetzt wurde.

Nach dem Jahrhunderthochwasser Ende 1993 hatte es sich wieder als Mangel erwiesen, das Rheinbrohl über kein eigenes Feuerwehrboot verfügte. Bisher hatte man immer auf das Bootsmaterial der Firma Hilgers zurückgreifen können, das aber nach der Schließung der Werft nur noch bedingt zur Verfügung stand. So kam es zu einer spontanen Spendensammlung von verschiedenen Vereinen, sowie der kath. Kirche in Rheinbrohl. Daraufhin konnte man das Boot in Auftrag geben welches 1996 in Dienst gestellt wurde. Im Mai 1997 wurde dann auch dass zweite Tragkraftspritzenfahrzeug ersetzt, durch ein modernes Löschgruppenfahrzeug LF 8/6, somit war unsere Wehr auf den modernsten Stand gebracht worden.

Einsätze von 1947 bis 1998

Im Januar 1950 brannte eine Feldscheune auf Gut Rennenberg in Arienheller. Die Alarmmeldung traf die Wehr während einer Vereinsversammlung. Trotz alles Mühen und bedingt durch die mangelhafte Ausrüstung konnte die Wehr kaum etwas Ausrichten.

Ein reisiger Flächenbrand im Jahre 1958 auf dem „ersten und zweiten Gleichen“ nahm derartige Ausmaße an das die Feuerwehr Rheinbrohl diesen nicht alleine unter Kontrolle bringen konnt. Erst nach dem Eintreffen der Nachbarwehren und der großen Tanklöschfahrzeuge der Neuwieder Feuerwehr konnte der Brand unter Kontrolle gebracht werden. Im November des selben Jahres kam es zu einem Großbrand bei der Hilgers AG. Der Schnürboden der Schiffswerft stand in hellen Flammen. In dieser im Kriege schnell gebauten über 31 Meter langen, 16m breiten Holzhalle wurden alle runden und besonders die dreidimensionalen Bauteile eines Schiffes in Naturgröße vorgezeichnet und mittels Lattengerüsten vorgebaut. Diese Ansammlung von Holz und Papier war ein gefundenes Fressen für ein Feuer. Auch der Einsatz des bald herbeigerufenen Hönninger Tanklöschfahrzeuges konnte zu Rettung des Gebäudes nicht mehr beitragen. Es konnten aber alle umliegenen Gebäude gerettet werden.

Im Jahre 1976 kam es zu einem Brand auf dem Weiherhof, der große Schwierigkeiten bereitete, da es dort nur wenig Wasser gab und nur Tanklöschfahrzeuge im Löschzug Bad Hönningen zur Verfügung standen. In dieser Notlage setzte man eine Pumpe in der gut gefüllten Jauchegrube an. Das roch zwar anschließend nicht gut, aber das Feuer konnte unter Kontrolle gebracht werden. Nun war Zeit genug um weiteres Wasser mit Tanklöschfahrzeugen von Niederbieber und Bad Hönningen heranzuschaffen, damit die Geruchsbelästigung vermindert werden konnte.

Ein Nachbar bemerkte am Sonntagmorgen, dem 11. August 1985 gegen 8 Uhr Rauchentwicklung im Hotel „Zum Stern“ und alamierte sofort die Feuerwehr. Als diese kurze später eintraf, stand eines der größten Häuser in der Ortsmitte in Flammen. Die Nachbarwehr aus Bad Hönningen wurde nachalarmiert, um das Übergreifen des Feuers auf die angrenzende Bäckerei und ein Wohnhaus zu verhindern. Nach einer Stunde hatten die Wehren den Brand unter Kontrolle. Wie sich im nachhinein herausstellte, war dieses Feuer durch Brandstiftung entstanden. Die Verantwortlichen wurden später von der Kriminalpolizei festgenommen

Gut ein dreiviertel Jahr später folgte der nächste größere Gebäudebrand. Am Samstag, dem 24.5.1986 gegen 22 Uhr brannte ein Mehrfamilienhaus an der Hauptstraße. Ausgerechnet an diesem Abend funktionierte aber die Auslösung der Sirene vom Feuerwehrgerätehaus aus nicht. Normalerweise sollte in solchen Fall der Pförtner der Fa. Hilgers AG den Alarm auslösen, was aber an diesem Abend zunächst auch nicht geschah. Der Grund dafür war, dass ein Nachbar dem Pförtner informierte , dass es am „Denkmal“ brennen würde. Daraufhin schaute der Pförtner in Richtung des 29er Ehrenmals, erblickte den Vollmond, sah die Alarmmeldung als üblen Scherz. Er wusste nicht, dass vor dem Wohnhaus früher einmal ein Denkmal gestanden hatte. Die Sirene wurde schließlich vo Haus des Wehrführers Hermann Joesf Ermtraud ausgelöst. Die alarmierte Feuerwehr traf kurze Zeit später ein. Einige Kameraden befanden sich noch bei der 100-Jahrfeier der Feuerwehr Leutesdorf, sie wurden sofort mit der Feuerwehr Bad Hönningen nachalarmiert. Ein Ehepaar sprang aus dem Fenster des ersten Stocks und zog sich schwere Verletzungen zu. Die Löscharbeiten zogen sich bis in die frühen Morgenstunden hin. Bei den Nachlöscharbeiten musste der Dachstuhl mit Hilfe einer Seilwinde zum Teil abgerissen werden, um an kleinere Brandnester zu gelangen. Auch hier handelte es sich um Brandstiftung.

Der vom Materialaufwand größte Einsatz unserer Feuerwehr begann am Freitagabend, des 07. Novembers 1986. Bei einem Brand im Chemiekonzern Sandoz in Basel war mit einer giftigen Chemikalie verunreinigtes Löschwasser in den Rhein gelangt. Die daraus resultierende Giftwelle gefährdete die Trinkwasserversorgung der gesamten Rheinanlieger, die Uferfiltrat verwendeten. Zunächst wurde die Bevölkerung von Feuerwehr und Polizei informiert und angehalten, so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen. Doch als die Föderpumpen, die das Trinkwasser in die Hochbehälter pumpen abgeschaltet werden mussten, wurden Tanklöschfahrzeuge mit Wasser aus Irlich befüllt und Eingesetzt, um die Wasserverorgung aufrecht zu erhalten. Aber auch das reichte nicht aus. So wurden von mehreren Hochbehältern Notleitungen gelegt mit Feuerwehrschläuchen. Nach elf Tagen Wassereinspeisung und überwachung der Wasserleitungen konnte der Einsatz beendet werden. Insgesamt leistete alleine die Feuerwehr Rheinbrohl 2025 Stunden.

Jahrhunderthochwasser 1993 und 1994. Bei den beiden Jahrhunderthochwassern wurden die betroffenen Bürger durch die Feuerwehr Rheinbrohl versorgt. Das heißt während des Hochwassrs baute man Stege, füllte Sandsäcke, half bei Wohnungsräumungen, nach dem Rückgang des Hochwassers wurden durch die Kameraden die Keller leergepumpt, die Straßen wieder gereingt und die Stege wieder abgebaut. Unsere Wehr war während der beiden Hochwasser fast ununterbrochen im Einsatz um der betroffenen Bevölkerung zu helfen.

Bei der Firma Solvay in Bad Hönningen ereignete sich am Dienstag, dem 6. September 1998 ein Unfall mit einem Wasserstoffperoxidtank, der sich durch eine chemische Reaktion zu erwärmen begann. Die Werksfeuerwehr und der Löschzug Bad Hönningen kühlten bereits den Tank, als dieser plötzlich erplodierte. Einge Wehrleute wurden verletzt und mussten mit Verätzungen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Die Feuerwehr Rheinbrohl wurde nachalarmiert. Das austretende Wasserstoffperoxid, welches als Bleichmittel Waschmitteln zu gesetzt wird, musste nun von der Ladeanlage gespült werden, um es stark verdünnt ins werkseigene Klärwerk zuführen zu können. Nach drei Stunden Einsatz von 19 Rheinbrohler Wehrleuten und ca. 40000 l Wasser konnte die Feuerwehr Rheinbrohl wieder zum Gerätehaus zurückkehren. Ein Tanklöschfahrzeug Feuerwehr Bad Hönningen erlitt während des Einsatzes Totalschaden und auch die Drehleiter wurde durch das Wasserstoffperoxid stark beschädigt. Die meisten der verletzten Kameraden konnten nach eingehenden Untersuchungen die Krankenhäuser wieder verlassen.

Quelle: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rheinbrohl / 1. Auflage / 1999